Apex Predator - DeepGround

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(Conny, 27.01.2016)

Hört man sich durch die elf Songs von „Apex Predator“, dem dritten Album der Band InfiNight, meint man, es mit erfahrenen Szenegrößen zu tun zu haben, die sich durch den Modern Metal Touch in ihrem sonst gespielten Power und Heavy Metal ohne Probleme auch international behaupten können. Ein Blick in die jüngste Vergangenheit der Saarländer zeigt, dass sie den Beweis dafür bereits einige Male angetreten sind – und das vor allem live, denn InfiNight teilten sich nicht nur die Bühne mit Blind Guardian, Freedom Call oder Powerwolf, sondern können zudem schon einen Auftritt beim Wacken Open Air vorweisen. Doch warum ist ihr Bekanntheitsgrad in 15 Jahren Bandgeschichte nicht ebenso gewachsen wie ihre vorzuweisenden Referenzen? Eine Antwort darauf gibt leider auch „Apex Predator“ nicht, aber die Scheibe besitzt das Potenzial, dieses Versäumnis nun endlich nachzuholen.

Gitarren hintergründig und Drums vordergründig platziert, so holt man die Hörer im Opener und gleichzeitigen Titeltrack in den ersten Sekunden ab, um die instrumentalen Prioritäten mit hinzukommendem Gesang umzuschichten und den Song in einem eingängigen Refrain münden zu lassen.

Nicht weniger entwicklungsarm geht es mit „Creator Created“ weiter, der als Zusatz Akzent setzend mit gesprochenem Part aufwartet und abermals mit starkem Chorus überzeugen kann.

Der weitere Konsum von „Apex Predator“ untermauert den sich allmählich manifestierenden Eindruck, dass InfiNight sowohl ein Händchen für große, oftmals schon hymnenhafte Melodien haben, als auch soundtechnisch wissen, was zu tun ist. Druckvoll wird die instrumentale Front in Szene gesetzt, sodass vor allem die dynamischen, schnellen Passagen ihre Wirkung beim Hörer nicht verfehlen. Das Album hat definitiv Wumms an den richtigen Stellen und die amerikanische sowie moderne Prägung steht InfiNights Musik sehr gut.

An Intensität lassen aber auch die langsameren Titel nichts missen, bei denen das Quintett seine weiche Seite zeigt. Höhepunkt unter den Balladen bzw. balladesken Tracks bildet – und darüber kann man natürlich ob seiner Reduziertheit streiten – der Rauswurf „Conquer Your Heart“. Sicherlich hätte hier mehr Bombast beispielsweise in Form von prägnanteren Streichern gut gepasst, die Konzentration auf Akustikgitarre und Stimme im Zentrum des Songs lädt allerdings zum Augenschließen und Zurücklehnen ein und entlässt den Hörer damit auf sanfte Art und Weise aus dem Album.

Ein emotionaler und wehmütiger Abschied, dem nur ein Schnippchen geschlagen werden kann, indem man die Repeattaste drückt. Glücklicherweise verlockt dazu nicht nur „Conquer Your Heart“, sondern das komplette Album von InfiNight.

Und je öfter man „Apex Predator“ hört, desto positiver nimmt man zudem die Gesangsstimme auf, die für einige eventuell zunächst gewöhnungsbedürftig sein könnte, die der Band jedoch gleichzeitig einen hohen Wiedererkennungswert verleiht. Meint man stellenweise gesangliche respektive stimmliche Parallelen zu Helloween entdeckt zu haben, agiert Martin Klein insgesamt mehr als eigenständig. Ob Klargesang oder screamige Kopfstimme, Klein beherrscht sein Handwerk, das aber dennoch eine Frage des persönlichen Geschmacks darstellt. Ein mehrmaliges Hören beugt aber einem vorschnellen Urteil zugunsten des Sängers vor.

InfiNight lassen nicht mehr viel Luft nach oben, denn „Apex Predator“ ist nahezu perfekt. Hier und da noch ein paar Highlights oder Akzente hätten einigen Songs nicht geschadet, alles in allem bewegen sich die Titel aber auf gleichem Niveau, sodass es abschließend schwerfällt, konkrete Anspieltipps zu nennen. Mit dabei ist aber auf jeden Fall „Masks“, das abwechslungsreich arrangiert ist und unweigerlich im Ohr bleibt. Wenn sich InfiNight mit „Apex Predator“ nicht in die obere Liga der Metalszene spielt, dann liegt es jedenfalls nicht an der Band oder ihrer Musik.



Writer: Conny
Date: 27.01.2016
Score: 4,5/5 (90 %)
URL: http://www.deepground.de/music-review/infinight-apex-predator/





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