28.07.2007 - Mössingen

Umsonst & Draußen

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Martin:

Frankfurt , Donnerstag, 11 Uhr - mein persönlicher Aufwandsrekord für ein Konzert hat einen neuen Höhepunkt erreicht, immerhin bin ich extra aus New York rübergeflogen, damit wir das U&D nicht schon wieder absagen müssen. Hoffen wir mal, dass sich das ganze auch lohnt…

Freitag, 10.30, Proberaum Sulzbach – nachdem die Begrüßungsszenen erledigt sind, wird mein Auto zum Biertransporter umgebaut, und schon kanns losgehen. Mössingen, wir kommen!

Die Fahrt dauerte dann dank einiger Staus und anderer kleiner Zwischenfälle doch etwas länger als geplant, aber nach knapp 5 Stunden erreichten wir Mössingen, und nach kurzer Suche auch die Festivallocation. Zeit fürs erste Bier…
Nachdem uns die Veranstalter gezeigt haben, wo wir unsere Zelte aufbauen können, begannen wir selbstverständlich ohne weitere Umschweife mit dem nächsten Bier. Derart gestärkt konnte es losgehen – Zeltaufbauen ist angesagt. Alles lief soweit problemlos, diverse Morddrohungen verlaufen durch die Abwesenheit der bedrohten Person im Sande, und nachdem wir sogar von den Veranstaltern noch eine Plane für unsern Pavillon bekommen haben (gell, Dome ;)) und Harrys Laptop mit Strom versorgt ist, können wir uns den wichtigen Dingen zuwenden – Zeit fürs…naja, ehrlich gesagt hab ich zwischendurch das Zählen aufgegeben, aber die erste Palette Bier ist leer. Nach einem kurzen Marsch übers Festivalgelände, das dann doch etwas kleiner ist, als ich es mir vorgestellt hatte, kehren wir zum inzwischen doch einigermaßen brennenden Feuer zurück, um der beliebten saarländischen Tradition des Schwenkens zu frönen und die Biervorräte weiter zu dezimieren. Irgendwann später trifft dann auch Kai ein, und wir beschließen den ersten Abend in gemütlicher Runde – bis auf Grewe, der einem Punk-Gitarristen seinen Amp ausgeliehen hat („Der kann drehe, wiea will, der verstellt ma nix“ – es leben Digitalamps ;)) und selbigen dann beim Auftritt beobachtet und dabei seinen persönlichen Fanclub sammelt (O-Ton Raphael: „Isch hann grad de Grewe gesiehn, mann is der strack! Der unnahald do hinne e ganze Grupp!“).
Am nächsten Tag soll dann eigentlich um 13.30 Uhr Soundcheck für uns sein – dummerweise haben nachts irgendwelche Witzbolde eine PA-Box (!) geklaut, so dass sich das Ganze etwas verzögert. Naja, Zeit, um in Ruhe aufzubauen, festzustellen, dass der Drumriser für Harrys Schlagzeug zu klein ist, umzubauen, und dann mit nur knapp zwei Stunden Verspätung ganze 30 min zu checken. Sobald das dann erledigt war, gings wieder zum Zeltplatz, wo dann wieder mal grillen angesagt war. Kleinere Zwischenfälle wie Wespenstiche und Regen konnten dann unsere Laune nur unwesentlich trüben – oder weiter trüben, denn genauso gut und problemlos alles mit Zelten, Duschen usw. lief, genauso chaotisch war alles, was irgendwo mit Bühne und Auftritt zusammenhing.

Der Auftritt selber war dann allerdings genial – nach einer sehr unterhaltsamen Ansage vom glatzköpfigen Moderator, der sich extra ne Langhaarperücke besorgt hatte, gings direkt mit „The Swarm“ los, und die Leute waren von Anfang bis Ende dabei – da flogen die Haare nicht nur in den ersten Reihen, bis zum FOH-Turm war mächtig Bewegung, jede Menge Diver und insgesamt ein geniales Publikum. Und dafür, dass wir seit fast sieben Wochen nicht zusammen geprobt hatten, klappte es auch beim Spielen mehr als gut – trotz Problemen mit der Bassdrum und nicht ganz so gelungenem Monitorsound. Egal – entscheidend ist, was vorne rauskommt, und das kam augescheinlich ziemlich gut an. Coole Sache, bedenkt man, dass die Leute hier unsere Songs ja noch nie gehört hatten. Leider (weitere Kraftausdrücke nach Belieben hier einsetzen) hatte die Reggae-Band, die vor uns spielte, gnadenlos überzogen, was uns dann unsere Zugabe kostete. Statt „Master of Puppets“ und „Creeping Death“ als Medley gabs dann halt „Breaking the law“ – dem Publikum gefiels trotzdem, aber zumindest bei mir war natürlich danach die Laune im Keller. Und als einer dieser … Menschen (weitere Kraftausdrücke s.o.) dann noch bei uns am Feuer auftauchte, wars schon schwierig, sitzenzubleiben. O-Ton Kai: „Du haschd disch aach grad misse beherrsche, um dem net in die Fress ze haue, odda?“. Treffend ausgedrückt. Am nächsten Tag gings dann doch etwas erschöpft nach Hause, wo wir dann nach fast sechs Stunden und diversen Staus auch ankamen.

Fazit: Cooles Festival, sehr nette, aber etwas chaotische Orga (trotzdem, Respekt für die Leistung der Veranstalter, die das alles ehrenamtlich machen), genialer Auftritt mit einem ziemlichen Wermutstropfen am Ende, ich hasse Reggaebands. Insgsamt: Coole Sache, Parker.



Reutlinger general Anzeiger
http://www.gea.de/ud
Autoren: DIETER REISNER, ASTRID JIRASEK

...Auf dem Festival-Gelände war zeitweise kein Durchkommen mehr. Mehrere tausend Fans aller Altersklassen strömten am Wochenende auf die Wiese beim Mössinger Freibad und genossen zwei Tage lang Musik und Party beim »Umsonst und Draußen«. Selbst aus Finnland waren Gäste angereist, um sich bei einer bunten Mischung aus Punk, Rock, Ska, Reggae und Heavy Metal auszutoben, die ihnen 17 Bands auf der Bühne boten.
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ZELTFEST: Im vergangenen Jahr mussten sie kurzfristig absagen. Diesmal aber nahm sich die Band Infinight Zeit, packte Instrumente, Rucksäcke und Zelte ein und düste an den Fuß der Schwäbischen Alb.

Die Saarländer waren die einzigen Musiker, die samt Fanclub im Backstage-Bereich zelteten. Die Heavy-Metal-Band zeigte sich begeistert von der Stimmung. »So etwas gibt es bei uns nicht. Auf so einem großen Festival haben wir noch nie gespielt«, meinte Schlagzeuger Hendrik Reimann.

KRASSER WECHSEL: Nur der Moderator stand mit seiner Spaß-Einlage zwischen den Fronten. Mit dem Rest musste das Publikum selbst zurecht kommen. Die lockeren Reggae-Rhythmen der Band Jamaram waren kaum verklungen, da boten Infinight harten Metal-Stoff und wildes Kopfschütteln...



Schwäbisches Tagblatt
http://www.tagblatt.de/index.php?artikel_id=1902888
Autor: (kal)

Ein Schmelztiegel für 4.500 Rockfans
Gut eingeheizt: Zwei Tage lang gab es umsonst und draußen beim Mössinger Freibad heißen Funk, Punk und viel Spaß.

Man nehme: einen gehörigen, fast ein Vierteljahrhundert alten Batzen Tradition. Füge ein nach seiner Premiere im letzten Jahr eingespieltes Orga-Team hinzu. Man bediene sich weiter 17 akustischer Zutaten wider den musikalischen Einheitsbrei, lokaler wie überregionaler Herkunft, darunter eine ordentliche Portion Deftiges. Dies garniere man mit Extras à la Vollmondschein und Platzregen. Und erhalte: einen Schmelztiegel für 4500 Liebhaber jeglichen Geschmacks, von Sommer-Sonne-Reggae bis zu anständigem Metal. Oder anders: das U & D 2007...

... Dann war aber endgültig Schluss mit lustig.

Infinight aus Saarbrücken waren dran und damit endlich satte Heavy Metal-Musik.

Seid ihr noch wach?

Volles Brett gab‘s von der Band, die bereits einen Auftritt beim Wacken-Open-Air vorweisen kann. "Seid ihr noch wach?", schrie deren Sänger in die Menge. Frage unbegründet! Während ein fetter Mond sich über Bühne und Albtrauf erhob und in einiger Entfernung die Grillen zirpten, fielen Infinight wie ein vertonter Orkan über Mössingen her. Und die Anhängerschaft mit den langen Haaren nutzte die Gelegenheit dankbar zum moshen und stagediven...







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Show complete Tour Journal...